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Wie groß ist der Wohnraumbedarf wirklich? Neue Analysen relativieren hohe Defizitzahlen

Die Diskussion um fehlenden Wohnraum wird häufig mit sehr hohen Bedarfszahlen geführt. Neue Auswertungen deuten jedoch darauf hin, dass der tatsächliche Nachholbedarf niedriger sein könnte als lange angenommen. Entscheidend sind regionale Engpässe, nicht ein bundesweit flächendeckender Wohnungsmangel.

Schätzungen zum Wohnungsdefizit gehen weit auseinander. Während das BBSR einen jährlichen Neubaubedarf von rund 320.000 Wohnungen sieht, kommt das Pestel-Institut auf bis zu 1,2 Millionen fehlende Wohnungen allein in Westdeutschland. Gleichzeitig zeigt der Zensus, dass die Zahl der Wohnungen bundesweit rechnerisch höher liegt als die Zahl der Haushalte. Das wirft die Frage auf, wie groß der strukturelle Mangel tatsächlich ist.

Eine differenzierte Betrachtung zeigt: Nachholbedarf entsteht vor allem in Ballungsräumen mit starker Nachfrage und geringen Fluktuationsreserven. Dort verhindern hohe Preise und fehlende Angebote notwendige Umzüge. Überbelegung – etwa wenn Wohnzimmer als Schlafräume genutzt werden – betrifft 11,5 Prozent der Bevölkerung. Doch auch hier würde ein Umzug lediglich vorhandene Wohnungen freisetzen, statt zusätzlichen Bedarf zu erzeugen. Finanzielle Gründe verhindern zudem häufig den Wechsel in größere Wohnungen.

Insgesamt deuten die Analysen darauf hin, dass ein realistischer Nachholbedarf bei etwa 300.000 Wohnungen liegt. Der Engpass konzentriert sich auf die großen Metropolregionen, wo die Knappheit weiterhin Druck auf Mieten und Kaufpreise ausübt. 

Hier zur Kurzprognose des BBSR: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/fachbeitraege/wohnen-immobilien/wohnungsmarktprognose/prognose/Downloads/kurzzusammenfassung.pdf?__blob=publicationFile&v=2