16.04.2025 Ausgabe: vdivDIGITAL 2025/1

Arbeit im Wandel

Immobilienverwalter beim VDIV ERFA Treffen
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Warum Fachkräftemangel nur eine Ausrede ist – Antworten und Lösungen für ein hausgemachtes Problem

Seit Jahren geistert das Schreckgespenst „Fachkräftemangel“ durch die deutsche Wirtschaft. Überall hören wir die gleichen Klagen: „Wir finden keine Leute mehr,“ „Niemand will mehr arbeiten,“ „Die junge Generation ist unzuverlässig“. Doch stimmt das wirklich? Ist die Zahl der qualifizierten Arbeitskräfte tatsächlich dramatisch gesunken? Oder ist das Problem hausgemacht?

Die Immobilienbranche ist ein guter Gradmesser für die Situation. Ein Faktencheck: 3,5 Millionen Menschen arbeiten in dieser Branche (Quelle: ZIA, 08.04.2024). In Deutschland gibt es 22.000 Property-Management-Unternehmen (Quelle: VDIV-Branchenbarometer), das macht rechnerisch 159 Mitarbeiter pro Unternehmen. Trotzdem bleiben laut Statistik durchschnittlich 1,5 Stellen pro Unternehmen unbesetzt (Quelle: VDIV-Branchenbarometer). Woran liegt das? Nicht an einem Mangel an Fachkräften, sondern an mangelnder Attraktivität vieler Unternehmen:

  • 72 Prozent der Unternehmen in Deutschland arbeiten noch immer mit veralteten, hierarchischen Strukturen (Quelle: Studie Sopra Steria und F.A.Z. Institut)
  • Führung wird weiterhin fast ausschließlich über Fachkompetenz definiert, während soziale Kompetenzen vernachlässigt werden (Quelle: Cisik, 2024, Wirtschaftspsychologie aktuell 02/2024)
  • Arbeitgeber klagen über unzufriedene Mitarbeiter – sind aber selbst nicht bereit, die Bedingungen zu verbessern, bis auf dem „Obstkorb“

Kurz gesagt: Der Fachkräftemangel ist keine Realität, sondern eine Ausrede für schlechte Führung und unattraktive Arbeitsbedingungen.

Die sechs Hexadimensionen der Q.I.M. – Ein Rezept gegen Fachkräftemangel

Das Beispiel der Q.I.M. Quartier Immobilienmanagement GmbH zeigt wie sich die aktuelle Situation erfolgreich beheben lässt. Die Q.I.M. hat sich nicht in die Opferrolle begeben. Statt auf den Zug des „Fachkräftemangel ist schuld“ zu springen, hat sie sich der Herausforderung gestellt.

Das Ergebnis:

  • kein Fachkräftemangel
  • Mitarbeiter bleiben – und bringen ihre Freunde mit › Kontinuierliches Wachstum, ohne ständig nach Personal suchen zu müssen. Offboarding heißt mit Verständnis und Respekt

Wie sich ein solches Ergebnis realisieren lässt? Mit einem völlig neuen Verständnis von Arbeit. Die Q.I.M-Lösung basiert auf sechs Hexadimensionen – sechs Prinzipien, die zeigen, wie eine moderne Arbeitswelt aussehen kann.

1. Overarching Purpose – Sinn als Magnet für Talente

„Wer Leistung will, muss Sinn geben!“ – Dieter Lange
Warum arbeiten Menschen überhaupt? Nicht nur für Geld. Sondern weil sie etwas Sinnvolles tun wollen. Unternehmen, die das verstehen, haben motivierte und loyale Teams. Overarching Purpose im Unternehmen: „Wir machen Menschen mit Immobilien glücklich.“

Warum ist das wichtig?

  • Menschen, die wissen, warum sie etwas tun, sind intrinsisch motiviert
  • Eine sinnvolle Arbeit erzeugt eine tiefere Verbindung zur eigenen Identität
  • Wer eine klare Vision hat, bleibt resilient und engagiert, selbst in schwierigen Zeiten

Unternehmen ohne Sinn und einem Warum haben keine Zukunft in einer modernen Arbeitswelt.

2. Modern Leadership – Führung, die Menschen begeistert

„Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen!“ – Bodo Janssen
Was passiert, wenn Unternehmen an veralteten Führungsmodellen festhalten?

  • Mitarbeiter kündigen innerlich
  • Motivation bleibt auf der Strecke
  • Kreativität und Eigeninitiative sterben aus

Die Lösung – eine völlig neue Art der Führung:

  • Kein Mikromanagement: Unsere Leute arbeiten 100 Prozent flexibel – Vertrauen statt Kontrolle nach Vorgaben der Führungsebenen
  • Mehr als nur Gehalt: 31 Tage Urlaub, private Krankenversicherung, Rentenversicherung, Coaching-Angebote, Gewinnbeteiligung für alle
  • Freiheit & Selbstbestimmung: Jeder entscheidet selbst, wann und wo er am besten arbeitet. Aufgaben sind klar definiert
  • Fehlerkultur: Fehler sind Lernchancen, keine Karrierekiller.

Ergebnis? Mitarbeiter denken mit, übernehmen Verantwortung – und sind glücklicher dabei

3. Klimaschutz – Nachhaltigkeit als Unternehmensprinzip

„Wir produzieren mehr Sauerstoff, als wir Stickstoff verbrauchen.“ – Sven Kubal

  • Ein Weg über die normale Verantwortung hinaus. Mitarbeiter wissen, nur durch Ihre Arbeit geht es unserem Planeten besser.
  • Nachhaltigkeit ist kein „nice to have,“ sondern ein Muss, wenn man langfristig erfolgreich sein will.
  • Wir verbrauchen 55 Tonnen CO2 pro Jahr – aber lassen 100 Tonnen Sauerstoff produzieren (Quelle: interne Berechnungen Q.I.M.)
  • Jeden Monat pflanzen wir klimastabile Mischwälder in Deutschland
  • Unsere Büros sind mit „Blauen Engel“ und mit Fairtrade-Produkten ausgestattet und nutzen anstatt Plastikflaschen Osmose Filteranlagen

Warum das funktioniert? Weil Menschen lieber für Unternehmen arbeiten, die Verantwortung übernehmen – für ihre Mitarbeiter und für die Welt.

4. Social Responsibility – Soziale Verantwortung als Erfolgsfaktor

„Soziale Verantwortung ist Erfolg in soziale Handlungen zu transformieren.“ – Henry Ford

  • Sozial Day: Gemeinsames Engagement in Hilfsprojekten
  • Jugendförderung: Unterstützung junger Talente durch Bildung und Azubiobjekte
  • Ehrenamt & Weiterbildung: Wir geben unser Wissen weiter – als Dozenten und Prüfer
  • Wer sich als Unternehmen nicht um andere kümmert, braucht sich nicht wundern, wenn sich auch keiner um das Unternehmen kümmert.

5. Permission Code – Unternehmenskultur, die begeistert

„Culture eats strategy for breakfast.“ – Peter Drucker 

  • Gute Grundsätze: Freiheit als höchstes Gut: Jeder kann Entscheidungen treffen, die für ihn und das Team passen
  • Gesundheitstage statt Krankentage: Keine Krankmeldung nach einem Tag – stattdessen proaktive Erholung
  • Arbeit als Freude: Wer sich wohlfühlt, bleibt

Ergebnis? Mitarbeiter haben Freude an ihrer Arbeit. Und wer Freude hat, bleibt.

6. GenDigiQ – Digitalisierung als Gamechanger 

„Es ist die Transformation, die Sie zu einem Innovationsunternehmen macht.“ – G. Rometty

Eine Digitalstrategie muss den Transformationsprozess dahingehend vorantreiben, dass aus einer Raupe, keine glitzernde, keine große, keine schnellere, keine Doppelraupe, sondern ein Schmetterling wird. › Folgende Vorgaben sind daraus sinnvoll:

  • Eine Anbindung ans ERP mit bidirektionaler Kommunikation in beide Systeme
  • Aus einem schlechten analogen Prozess darf kein schlechter digitaler werden
  • Die Einmal- und Dauerkosten müssen den Workflow spürbar verringern und somit verbessern
  • Nur weil es etwas gibt, heißt es nicht, dass man es braucht

Warum das wichtig ist? Digitalisierung muss den Menschen helfen, nicht ersetzen. Fachkräftemangel ist ein Mythos – schlechte Führung die Realität: Es gibt genug talentierte Menschen – sie haben nur keine Lust auf schlechte Führung. Arbeit darf begeistern, inspirieren und Freude machen.

VDIV Aktuell Autor - Sven Kubal
Kubal, Sven

CEO 
Q.I.M. Quartier Immobilienmanagement GmbH