11.08.2025 Ausgabe: 5/2025

Auf ein Neues

Was für die Strangsanierung von Heizungsleitungen wichtig ist und wie man sie angeht.

Geht nicht, gibt’s nicht – diese plakative Aussage bringt uns Ingenieure der Heizungs-Lüftungs-Sanitär-Branche sehr oft in Erklärungsnot. Gerade in Bezug auf Bestandsanlagen und den damit verbundenen Unterhalt kommt man schnell an einen Punkt, an welchem die Wirtschaftlichkeit einer Sanierungsmaßnahme infrage gestellt werden kann. Dann müssen fachlich kompetente Personen solche Maßnahmen technisch und wirtschaftlich betrachten.

Die Sanierung von Abwasser- und Trinkwasserleitungen wurde in VDIVAKTUELL 5/22, S. 36 f., bereits kurz dargestellt. Hier soll es nun um die Strangsanierung von Heizungsleitungen gehen. Vorwegzunehmen ist dabei der Hinweis darauf, dass diese Leitungsanlagen nur einen Teil des Leitungsnetzes eines Wohngebäudes ausmachen und je nach Gebäudenutzung (reines Wohngebäude, Wohn- und Geschäftshäuser, evtl. gemischt mit Gastronomiebetrieben) unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen.

Kleine Leitungskunde

Heizungsleitungen sind zu unterscheiden in Verteilungsleitungen, Steigleitungen und Anbindeleitungen. Zu den Verteilungsleitungen gehören auch die Leitungen in der Heizzentrale. Hier beginnt die Leitungsführung und setzt sich oft sichtbar unter Kellerdecken fort. Es gibt aber auch bauliche Situationen, in denen diese Leitungen nicht sichtbar in abgehängten Decken oder in Bodenkanälen verlegt wurden. Die Steigleitungen binden an die horizontalen Verteilungsleitungen an. Sie sind entweder in Schächten oder in älteren Gebäuden auch sichtbar montiert.

Von den Steigleitungen führen wohnungsnahe Anbinde-leitungen zu Heizkörpern oder Fußbodenheizungsverteilern. Auch hier gibt es, je nach Baujahr des Objekts, eine Vielzahl von Verlegemöglichkeiten: direkte Anbindungen an die Heizkörper, ringförmige Leitungsführung, z. B. in Sockeln, im Fußboden oder unter der Decke. Für Laien ist das oft sehr schwer zu erkennen und nachzuvollziehen.

Die Materialien

Bis Mitte der 1990er-Jahre wurden die Heizungsleitungen sehr häufig in nahtlosem oder geschweißtem Stahlrohr verlegt. Die Verbindungen wurden, je nach Dimension, geschweißt oder verschraubt. Der Nachteil dieses Materials ist seine hohe Korrosionsanfälligkeit durch den Einfluss von Sauerstoff und aggressivem Heizungswasser.

Seit vielen Jahren werden Mehrschichtverbundrohre und/oder Edelstahlrohre verbaut – in den Verteil- und Steigleitungen als Stangenware, in Anbindeleitungen oft als Rollenmaterial. Die Verbindungen werden gepresst. Die häufigsten Undichtigkeiten entstehen durch nicht dicht genug verpresste Fittinge. Diese Schäden fallen meistens erst später auf, da es häufig nur millimetergroße Undichtigkeiten sind.

Möglichkeiten der Sanierung

Unabdingbar ist zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme und die energetische Betrachtung der Heizungsanlage. Ich betrachte sie als Voraussetzung für die Sanierung der Heizungsleitungen. Gerade ältere Heizungsanlagen sind in der Regel überdimensioniert und verbrauchen daher viel Energie bei der Erzeugung von Wärme sowie im Unterhalt, zudem durch Wärmeverluste bzw. schlechte bis fehlende Möglichkeiten zur Einregulierung. Meist kommt man daher zu dem Ergebnis, dass es sinnvoll ist, das gesamte Verteilungsnetz zu erneuern. Heizungsleitungen zu sanieren bedeutet, ein neues Verteilleitungsnetz mit Wärmedämmung aufzubauen. Auch der Schall- und Brandschutz muss gemäß den aktuellen gesetzlichen Vorgaben ausgeführt werden.

Die Steig- und Anbindeleitungen zu erneuern, ist bei Generalsanierung eines Gebäudes machbar. Hier gelten die gleichen Vorgaben wie bei den Verteilleitungen. Besonderes Augenmerk sollte auf den Einbau von hydraulisch einregulierbaren Armaturen gelegt werden. Sollte die Sanierung des gesamten Heizungsnetzes nicht möglich sein, muss eine Heizungswasseranalyse Aufschluss darüber geben, mit welchen Rohrmaterialien die Neuinstallation erfolgen kann. Wir empfehlen den Einbau von dauerhaften Heizwassernachfüllstationen gemäß VDI Richtlinie 2035. Die Prüfung, Wartung und Instandhaltung aller anderen Heizungskomponenten wie Heizkessel, Ausdehnungsgefäß, Trinkwasserbereiter, Pumpen etc. gehört ebenfalls zur Sanierung des Heizungsnetzes dazu. Nur so kann gewährleistet werden, dass eine Heizungsanlage dauerhaft gut funktioniert.

Tomke, Ines

Ingenieurbüro Ines Tomke für Heizung, Lüftung, Sanitär www.ibtomke.de