11.08.2025 Ausgabe: 5/2025

Strukturiert und ganzheitlich gedacht

Wie Immobilien durch integrierte Energielösungen zukunftssicher werden – ein Projektbericht.

Die Dekarbonisierung des Gebäudebestandes ist eine der zentralen Aufgaben für den Klimaschutz. Wird neben ihrem Bau und Abriss auch der Betrieb von Immobilien berücksichtigt, sind sie für mehr als 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Die flächendec ende Dekarbonisierung von Immobilien und die angestrebte Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 erfordert allerdings mehr als bloße Einzelmaßnahmen wie Fassadendämmung oder Heizungstausch. Die Anforderungen an langfristig marktfähige Gebäudetypen sind höher: Sie müssen ihren Energiebedarf möglichst selbst erzeugen, eine energetisch und wirtschaftlich effiziente Mietnutzung erlauben und zudem auf zeitgemäße Anforderungen wie E-Mobilität vorbereitet sein.

In der Praxis bedeutet das: Sanierung, Mieterstrom und Ladeinfrastruktur sollten gemeinsam geplant und umgesetzt werden, idealerweise mit einem Partner, der alle Leistungen aus einer Hand anbietet. Entscheidend ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der nicht auf Insellösungen setzt, sondern bauliche, technische sowie energetische Maßnahmen zu einem zukunftssicheren Gesamtkonzept verknüpft und dabei die individuellen Anforderungen jedes einzelnen Objektes berücksichtigt. Ein Beispiel dafür ist das Projekt zur Dekarbonisierung des Immobilienbestandes der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen.

Ein beispielhaftes Projekt

26 Filialen, 35 Mio. Euro Investitionsvolumen und 30 Monate Umsetzungszeit. Das sind die Parameter des Projekts, bei dem es um die Sanierung sämtlicher Filialen der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen (KSK) ging. Sie wurden zwischen 1950 und 2018 errichtet – mit entsprechend großer baulicher und technischer Bandbreite.

Am Anfang stand der gemeinsam mit der KSK aufgesetzte gewerkeübergreifende Projektmanagementplan, der sämtliche Bau- und Modernisierungsmaßnahmen von der ersten Gebäudeanalyse bis zur finalen Abnahme darstellt und zeitlich koordiniert. Fünf Pilotprojekte dienten als Grundlage dafür. In ihnen wurden Abläufe, Baulogistik und Kostenstrukturen getestet – dann auf den gesamten Gebäudebestand skaliert. Beim Rollout lag der Fokus auf den Abstimmungsprozessen zwischen allen Beteiligten sowie auf der Einbindung von Unternehmen aus der Region – nicht zuletzt, um Lieferketten kurz- sowie Kosten und Termine transparent zu halten. Wegen der Mischnutzung vieler KSK-Objekte wurde für jedes einzelne ein individuelles und passgenaues Sanierungskonzept entwickelt.

Das Beispiel der 1966 errichteten Filiale Grötzingen-Aichtal zeigt, was mit den umgesetzten Maßnahmen erreicht werden konnte: Nach Abschluss des Projekts sank der Endenergiebedarf von 220 auf rund 140 kWh/qm im Jahr, bei gleichzeitiger Reduktion der CO2-Emissionen um 97 Prozent – von 78 auf nur noch zwei Kilogramm pro Quadratmeter. Hochgerechnet auf alle 26 KSK-Objekte gelang es, den CO2-Ausstoß des gesamten Portfolios von jährlich rund 1.655 auf 46 Tonnen zu senken – eine Blaupause für ähnliche Vorhaben in Kommunen, Wohnungsunternehmen oder der gewerblichen Immobilienwirtschaft.

Eine gewaltige Aufgabe

Millionen Gebäude bis 2045 energetisch zukunftsgerecht auszurichten, ist eine gewaltige Aufgabe, vor allem angesichts des engen Zeitrahmens und der begrenzten Kapazitäten im Handwerk. Hier sind klare Prozesse, durchdachte Konzepte und verlässliche Partner gefordert, die Verwaltungen, Eigentümer und Bestandshalter bei der energetischen Transformation technisch, wirtschaftlich und organisatorisch begleiten – und dabei integriert vorgehen.

VDIV Aktuell Autor - Dr.Ing. Roland Kopetzky
Kopetzky, Dr.-Ing Roland

Technischer Geschäftsführer 
LAVA ENERGY
www.lavaenergy.de