31.10.2025 Ausgabe: 7/2025

Vom Kostenfaktor zum Werttreiber

E-Ladestationen im Mehrfamilienhaus
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Die Installation von Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge kann sich als Faktor für den Werterhalt einer Immobilie erweisen.

Noch vor wenigen Jahren löste das Thema Elektromobilität in Eigentümerversammlungen oft Stirnrunzeln aus. Heute erleben wir: Der Aufbau von Ladeinfrastruktur ist nicht mehr nur eine Frage von Technik und Vorschriften – er ist zum strategischen Faktor für den Werterhalt und die Wert­steigerung von Immobilien geworden.

Nicht nur Selbstnutzer profitieren.

Immer mehr Eigentümer erkennen, dass ein Stellplatz mit Lademöglichkeit den Marktwert einer Immobilie unmittelbar beeinflusst. Gerade in Ballungsräumen achten Kaufinteressenten zunehmend darauf, ob Ladeinfra­struktur vorhanden ist, und sind bereit, dafür höhere Preise zu zahlen. Erste Mietspiegel und Indexmiet-modelle berücksichtigen inzwischen Ladeinfrastruktur als Ausstattungsmerkmal, das Mieterhöhungen recht­fertigen kann. Gleichzeitig lassen sich Investitionskosten in vielen Fällen steuerlich geltend machen – eine Kombination, die das Thema auch für renditeorientierte Eigentümer attraktiv macht.

Mietstellplätze aufwerten

Eine meiner Lieblingsgeschichten stammt aus einer Eigen­tümergemeinschaft in Hessen: Als es dort um die Beschlussfassung zur Installation einer Ladeinfrastruktur ging, kam eine der ersten Ja-Stimmen von einer 86-jährigen Miteigentümerin. Auf die Frage, warum sie als Nicht-Autofahrerin so schnell zustimme, antwortete sie: „Mein Nachbar sucht seit Monaten einen Stellplatz mit Ladestation – und er zahlt mir dafür gutes Geld.“ Für sie ging es einfach um eine Investition in den Stellplatz, die sich durch Vermietung amortisiert und gleichzeitig den Wert des Sondereigentums steigert.

Mit System auf Zuwachs planen

Viele Immobilienverwaltungen und Eigentümer befürchten, dass der Aufbau einer solchen Infrastruktur technisch kompliziert und organisatorisch aufwändig ist – ein Irrtum, wie die Praxis zeigt: Im ersten Schritt wird das Grundsystem installiert, das mit einem „Mehrfachstecker“ für alle Stellplätze vergleichbar ist. Es wird von der Gemeinschaft beschlossen und macht den Hauptteil der Investition aus. Im zweiten Schritt können Miteigentümer auch nachträglich eine eigene Wallbox mit Anbindung an das Grundsystem beauftragen. Das hat den Vorteil, dass nicht alle gleichzeitig investieren müssen. Die Gemeinschaft schafft die Voraussetzungen, jeder Miteigentümer entscheidet individuell, ob und wann eine eigene Wallbox tatsächlich installiert werden soll.

Fördergelder miteinbeziehen

In vielen Regionen gibt es attraktive Förderprogramme. Eine Eigentümergemeinschaft in Stuttgart konnte ca. 40 Prozent der Gesamtkosten über ein Förderprogramm finanzieren. Solche Zuschüsse reduzieren die Belastung für die Gemeinschaft und erhöhen die Zustimmung, da die Amortisationszeit spürbar sinkt. Ladeinfrastruktur ist längst kein Luxusprojekt mehr, sondern eine zukunftsorientierte Investition in die Attraktivität und den Wert einer Immobilie. Ob für Selbstnutzer, Kapitalanleger oder findige Vermieter – wer jetzt handelt, verschafft seiner Immobilie einen handfesten Standortvorteil.

 

VDIV Aktuell Autor - Roland Esser
Esser, Roland

Kundenberater Immobilien, 
The Mobility House Solutions 
www.mobilityhouse.com