Verwaltungen von Wohnungseigentümergemeinschaften aus den Regionen Berlin-Brandenburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hatten im März Gelegenheit, sich über energetische Gebäudesanierungen sowie Fördermöglichkeiten für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen im Bestand zu informieren und sich zudem über ihre Erfahrungen mit der Sanierung von Gebäuden auszutauschen. Das Projekt GREEN Home hatte zu diesem Zweck Netzwerktreffen für Verwaltungen und Fachleute auf diesem Gebiet initiiert.
Hoher Bedarf an Information und Austausch
Hintergrund: Veranstaltungen, zu denen GREEN Home im Herbst 2022 eingeladen hatte, ergaben, dass in Verwaltungen großer Bedarf an Informationen über technische Details energetischer Maßnahmen und die regionalen Förderangebote besteht. Auch der Wunsch, sich über Erfahrungen und Kenntnisse auszutauschen, wurde vielfach geäußert. Immobilien und Sanierungsprojekte seien im Detail so individuell, dass die Umsetzung geeigneter Maßnahmen häufig kreative Lösungsansätze erforderten. Miteinander zu reden, voneinander zu lernen und sich an bereits umgesetzten Beispielen aus der Praxis zu orientieren, hilft Hürden abzubauen. Der Fokus des Projekts liegt vor allem auf der Entwicklung von Finanzierungsmodellen für Energieeffizienzmaßnahmen in Eigentümergemeinschaften.
Bei den ersten Netzwerktreffen für WEG-Verwaltungen berichteten Referentinnen und Referenten, z. B. aus der Energieberatung, aus Immobilienverwaltungen sowie aus Stadtverwaltungen, über ihre Erfahrungen und das Angebot an Leistungen und Förderprogrammen. Die Anwesenden nutzten die Möglichkeit des Austauschs intensiv und richteten viele Fragen an die Vortragenden, um ihre eigenen Projekte mit fundiertem Wissen anzugehen.
Was bringt die Solarpflicht?
Beim ersten WEG-Netzwerktreffen in Berlin wurden das Berliner Solargesetz und die seit 1. Januar 2023 geltende Solarpflicht sowie die Möglichkeiten der Umsetzung von Photovoltaik(PV)-Projekten in Mehrfamilienhäusern besprochen. Ulrich Seifert, Referent für Erneuerbare Energien der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, erläuterte, was genau die Solarpflicht für Neubauten und im Bestand im Falle wesentlicher Dachumbauten mit Baubeginn seit 1. Januar 2023 vorsieht. Marcus Schluzy, SolarZentrum Berlin, führte im Anschluss aus, wie man PV in Mehrfamilienhäusern umsetzen kann, und erläuterte die unterschiedlichen Modelle, z. B. Volleinspeisung, Einzelanlagen und Allgemeinstromversorgung. Mit Mythen wie der vermeintlich gesundheitsschädigenden Wirkung von PV-Anlagen wurde im Austausch nach der Veranstaltung aufgeräumt. Außerdem informierte Felix Miehler, BauInfo Zentrum Berlin, über dessen speziell auf den Bedarf von Eigentümergemeinschaften ausgerichtete Beratungsangebote und schilderte die Installation einer Wasserwärmepumpe in einem Altbau in Berlin-Schöneberg durch die Gemeinschaft der Eigentümer.
Ambitionierte Klimaziele in Stuttgart
Auch beim WEG-Netzwerktreffen in Baden-Württemberg war die Solarpflicht eines der wichtigsten Themen. Das Bundesland ist gemeinsam mit Berlin Vorreiter auf dem Gebiet, die bisherigen Erkenntnisse sind daher wegweisend für die deutschlandweite Solarpflicht, für die mittlerweile feststeht: sie kommt.
Raymund Schäffler, Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart, erläuterte die ambitionierten Klimaziele der Landeshauptstadt: Gebäude sollen dort bereits bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein. Da die CO2-Bepreisung in Stuttgart überdurchschnittlich hoch ausfällt, erweist sich die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen umso wirtschaftlicher – das bewegt zum Handeln. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart unterstützen dies durch zahlreiche Fördermaßnahmen, die teilweise jedoch nicht in vollem Umfang genutzt werden. Den Anwesenden aus den Immobilienverwaltungen zufolge liege das am hohen bürokratischen Aufwand der Beantragung, um dessen Vereinfachung sie im Dialog mit den Zuständigen baten.
Über die Sanierung von Fenstern referierte Dr. Christian Faden, Roto Frank Professional Service, der eine günstige Alternative zum Fenstertausch vorstellte. Karolin Borchert, KUNZE Beteiligungen und Verwaltung, sowie Marcel Haag, VEWA Hausverwaltung, berichteten aus der Praxis ihrer Hausverwaltungen und zeigten an beispielhaften Sanierungsprojekten in Eigentümergemeinschaften auf, dass diese sich in vielerlei Hinsicht lohnten: finanziell, aber auch in puncto Wohnkomfort. Mit dem Hinweis darauf, dass energetische Sanierungen in Eigentümergemeinschaften sich nicht gerade einfach umsetzen ließen, dankten sie für die Unterstützung, die das Projekt GREEN Home an dieser Stelle leistet.
Karolin Borchert, KUNZE Beteiligungen und Verwaltung, berichtet in Baden-Württemberg über Erfahrungen aus dem Verwalteralltag
Potenziale über vorliegende Daten erschließen
Das vorläufig letzte WEG-Netzwerktreffen fand Ende März in Bochum statt. Im Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) stand Prof. Dr.-Ing. Viktor Grinewitschus als Ansprechpartner für Fragen zu seinem Fachgebiet, der technischen Gebäudeausrüstung sowie der Mess- und Automatisierungstechnik, zu Verfügung und appellierte an die Anwesenden, vorliegende Daten zu nutzen, um die Betriebskosten der verwalteten Liegenschaften zu senken und die CO2-Abgaben zu reduzieren. Zudem erläutere er die unterschiedlichen Möglichkeiten energetischer Sanierungen und nannte überzeugende Argumente, die für die Umsetzung sprechen: Einsparung von Energiekosten, Minderung der CO2-Abgabe (ab 2026), Werterhalt der Immobilie, Erhalt der Marktfähigkeit in Bezug auf die Vermietung (Worst Performing Buildings), Erhöhung des Wohnkomforts und natürlich Klimaschutz.
In Bochum wie auch bei den anderen beiden WEG-Netzwerktreffen zeigte sich, wie groß der Bedarf an Informationen über gesetzliche Verpflichtungen und die Umsetzung von energetischen Sanierungsmaßnahmen sowie am Erfahrungsaustausch unter Kollegen und mit den Fachleuten ist.
Die konstruktiven Diskussionen und die über die Maßen positive Resonanz bestärken das Projektkonsortium darin, weitere Netzwerktreffen zu organisieren. Interessierte, die dabei als Partner unterstützen wollen, den Dialog der Stakeholder aufrecht zu erhalten und die Sanierungsquote in Eigentümergemeinschaften zu steigern, sind auch weiterhin sehr willkommen. Kontakt: Franziska Reute, reute@iwoev.org